Ist-Analyse & Methoden
Die Erfassung der betrieblichen Ausgangssituation dient der Erhebung und Analyse von Arbeits- und Arbeitsumweltbedingungen sowie der daraus resultierenden Belastungen und Potentiale. Dabei geht es um mehr, als um ein „Datensammeln“:
- Die Aufmerksamkeit und das Interesse der MitarbeiterInnen für das Projekt werden geweckt.
- Die Auseinandersetzung mit Fragen der Gesundheit und des Wohlbefindens wird angeregt.
- Eine fundierte Basis zur Konkretisierung von Projektzielen und zur Planung von Maßnahmen steht zur Verfügung.
- Externe ProjektbegleiterInnen bekommen einen Einblick ins Unternehmen.
- Die Ergebnisse können später zur Überprüfung der Zielerreichung herangezogen werden.
Zur Analyse der Ist-Situation bieten sich mehrere einander ergänzende Zugänge an. Welche Methoden gewählt werden, hängt u.a. von Größe und Struktur des Unternehmens ab. Die Ergebnisse werden in einem Bericht zusammengefasst und schriftlich festgehalten.
Um ein ganzheitliches und realistisches Abbild der Gesundheitssituation im Unternehmen zu erhalten, ist es zentral in die Erhebung Frauen wie Männer, Jüngere wie Ältere, Teilzeit- wie Vollzeitbeschäftige, VertreterInnen aller Unternehmensbereiche und Entscheidungsebenen und gegebenenfalls freie MitarbeiterInnen miteinzubeziehen!
- Informationen und Unterlagen zu Gesundheit und Sicherheit
- Einschätzung der Steuerungsgruppe
- Einzelinterviews
- Gruppeninterviews
- Schriftliche Befragung
- Betriebsbegehung
- Krankenstandsauswertung
Informationen und Unterlagen zu Gesundheit und Sicherheit
Eine Basis zur Erfassung der Ausgangssituation stellt in allen Unternehmen, das Zusammentragen, Sichten und Einbeziehen von bestehenden Aufzeichnungen und Informationen zu Gesundheits- und Sicherheitsfragen dar. Welche Arten von Unterlagen vorhanden sind, ist unternehmensspezifisch unterschiedlich und hängt nicht zuletzt von der Größe ab.
- Dokumente der Arbeitsplatzevaluierung
- Aufzeichnungen von ArbeitsmedizinerIn, Sicherheitsfachkraft, Sicherheitsvertrauensperson
- Unfallberichte
- Ergebnisse von MitarbeiterInnen-Befragungen
- Material oder Erfahrungen zu durchgeführten Gesundheitsaktivitäten
Darüber hinaus können Unterlagen wie Arbeitsplatzbeschreibungen, Anforderungsprofile, Unternehmensleitbild oder Organigramm Hinweise auf mögliche Belastungsfelder geben.
Viele kleine Unternehmen sind über das gesetzliche Erfordernis der Arbeitsplatzevaluierung nicht informiert. Infos dazu finden Sie auf dieser Website unter ArbeitnehmerInnenschutz und auf der Website www.eval.at. Die AUVA bietet Unternehmen bis 50 MitarbeiterInnen im Rahmen des Programmes AUVAsicher die Möglichkeit der kostenlosen arbeitsmedizinischen und sicherheitstechnischen Beratung.
Einschätzung der Steuerungsgruppe
Die Einschätzung der gesundheitlichen Ausgangssituation durch die Steuerungsgruppe ist besonders in kleinen Unternehmen eine gut handhabbare Möglichkeit zur Ist-Analyse. Hilfreich dabei ist die Erörterung der Situation entlang der für den IKT-Sektor identifizierten gesundheitsrelevanten Themen und Einflussgrößen (siehe Infoblatt Ist-Analyse).
Einzelinterviews
Leitfadengestützte Interviews mit einzelnen MitarbeiterInnen, Vorgesetzen und Mitgliedern der Steuerungsgruppe sind eine weitere Quelle zur Ist-Analyse. Die Ergebnisse werden zusammengeführt und sich abzeichnende gesundheitsbelastende und gesundheitsförderliche Tendenzen identifiziert. Für die Interviewten muss Anonymität sichergestellt sein, d.h. aus den zusammengefassten Ergebnissen darf nicht ablesbar sein, wer was gesagt hat. Im Zuge des switch-Projektes wurde ein Interviewleitfaden zur Ist-Analyse mittels Befragung von MitarbeiterInnen entwickelt, diesen Leitfaden können Sie hier downloaden. Interviewleitfaden MitarbeiterInnen zur Ist-Analyse
Gruppeninterviews
Gruppeninterviews sind eine weitere Möglichkeit zur Erhebung der Ausgangssituation. Denkbar wären Interviews mit einer Gruppe von MitarbeiterInnen, einer Gruppe von Vorgesetzten, gemischten Gruppen. Das Gruppeninterview stellt auch eine Variante zur Selbsteinschätzung der Steuerungsgruppe dar.
Schriftliche Befragung
Die schriftliche Befragung aller MitarbeiterInnen ist ein klassisches BGF-Instrument für größere Unternehmen. Es gibt eine Reihe von standardisierten Instrumenten, die zur Ist-Analyse eingesetzt werden können. Viele davon decken allerdings nur bestimmte gesundheitliche Teilbereiche ab. Für einige Fragebögen liegen Vergleichsdaten zu anderen Unternehmen vor. Zwei bekannte Befragungsinstrumente sind:
- SALSA, “Salutogenetische subjektive Arbeitsanalyse” Infos zu SALSA
SALSA erhebt die Einschätzung der MitarbeiterInnen zu verschiedenen gesundheitsrelevanten Faktoren und Bedingungen am Arbeitsplatz. Der Vorteil in der Anwendung dieses Fragebogens liegt darin, dass Vergleichsdaten von anderen Betrieben vorliegen. Durchführung und Auswertung sind mit verhältnismäßig geringem Aufwand machbar. Der Nachteil besteht darin, dass der Fragebogen weder branchenspezifische Besonderheiten, noch geschlechtspezifische Fragestellungen oder Dimensionen an der Schnittstelle work-life berücksichtigt.Die OÖGKK bietet für Unternehmen ab 50 MitarbeiterInnen die statistische Befragung mit SALSA an. In den größeren switch-Projektbetrieben wurde die Ist-Analyse online mit Hilfe des SALSA Fragebogens durchgeführt.
- Impuls, “Betriebliche Analyse der Arbeitsbedingungen”
Der Impuls-Test fokussiert auf Stressfaktoren und entsprechende Ressourcen. Impuls-Borschüre und Impuls-Test sind über die Websites von WKÖ, ÖGB und AK downloadbar.
Betriebsbegehung
Eine weitere ergänzende Möglichkeit zur Erhebung der Ist-Situation liegt in der Besichtigung der Arbeitsplätze mit Fokus auf Erfassung der ergonomischen Situation, Arbeitsplatzausstattung, Qualität des Arbeitsumfeldes und Sicherheitsfragen.
Krankstandsauswertungen
In Unternehmen über 50 MitarbeiterInnen können Krankenstandsanalysen durchgeführt werden. Ziel ist es, krankmachende Faktoren im Unternehmen zu identifizieren. Anonymität muss gewährleistet sein.
Die OÖGKK bietet die Durchführung entsprechender Analysen an.