Informations- und Kommunikations-Technologie-Sektor (IKT)
„New Economy“ ist ein ungenauer und unscharf gebrauchter Begriff. Im Zuge dieses Projektes wurden darunter auf Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) beruhende Wirtschaftszweige verstanden. Das Hauptmerkmal dieser Wirtschaftszweige ist ein rasanter Anstieg des Produktionsfaktors Wissen. IKT-Unternehmen weisen häufig neuartige Arbeits- und Organisationsstrukturen auf. Da es sich um ein relativ junges Phänomen handelt, gibt es mit wenigen Ausnahmen kaum Erfahrungen damit, die Gesundheit der dort Beschäftigten zu fördern. BGF wurde bisher in erster Linie in großen Unternehmen durchgeführt. Der IKT-Sektor ist jedoch, wie die österreichische Wirtschaft insgesamt, von kleinen und mittleren Unternehmen geprägt. Infoblatt: Facts zur New Economy
Kennzeichen von kleinen und mittleren IKT-Unternehmen sind
Belastungen und Ressourcen im IKT-Sektor
Kennzeichen von kleinen und mittleren IKT-Unternehmen sind:
Junge dynamische Branche
Die IKT-Branche ist eine junge dynamische Branche, welche in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist, aber auch starken Einschränkungen unterworfen war. Viele der Unternehmen haben bezüglich MitarbeiterInnenzahl starke Schwankungen erlebt – Wachstum und Rückschritt. Organisationsstrukturen wie z.B. Informations- und Kommunikationsstrukturen hinken oft den raschen Veränderungen hinterher.
Junge Belegschaften
Die Belegschaften sind sehr jung. Viele sind jünger als 25 Jahre und kaum jemand älter als 40 Jahre. Unternehmensleitungen kleinerer und mittlerer Unternehmen haben großteils keine strategische Personalpolitik, das heißt auch nicht gegen älter werdende MitarbeiterInnen. Vor dem Hintergrund des jungen Durchschnittsalters der Belegschaften, besteht die Herausforderung der Branche darin, ob und wie sie es schafft Personaleinsatz und Rekrutierungsstrategien auf absehbare Alterungsprozesse hin auszurichten.
Unternehmensleitbild / Unternehmensstrategie
Unternehmensleitbilder sind durch eine hohe KundInnenorientierung geprägt – „der Kunde ist König“. Nicht dauerhafte Lösungen sind gefragt, sondern solche Lösungen, die eine schnelle Anpassung an eine veränderte Realität ermöglichen. Hieraus ergibt sich eine neue Unternehmensstrategie, die Strategie der permanenten Innovation. Gerade für kleinere Unternehmen ist die Entwicklung von Langzeitperspektiven für eine Marktpositionierung dadurch sehr schwierig.
Geschlechtsspezifische Segmentierung
Auch im IKT-Sektor arbeiten Frauen und Männer in unterschiedlichen Arbeitsfeldern und Beschäftigungsformen. Frauen arbeiten häufig in Bereichen, wo es um KundInnenbetreuung oder um Schulungen geht. Administrative Tätigkeiten (Sekretariats-, Empfangs- und Zuarbeiten) werden in IKT-Unternehmen überwiegend von Frauen ausgeübt. Frauen werden häufiger in Teilzeitarbeit, geringfügig oder freiberuflich in Scheinselbstständigkeit beschäftigt.
Neue Beschäftigungsformen
Normalarbeitsverhältnisse werden zunehmend durch atypische Beschäftigungsverhältnisse ersetzt. Die IKT-Branche ist durch neue Beschäftigungsformen wie z.B. WerkvertragsnehmerInnen, freie DienstnehmerInnen, geringfügig Beschäftigte, befristete Arbeitsverträge etc. und einen geringen Grad an gewerkschaftlicher Organisation gekennzeichnet. Problematisch an diesen neuen Beschäftigungsformen sind die mangelnde Einbindung in sozial- und arbeitsrechtliche Vorschriften, kein kontinuierliches Einkommen, unkalkulierbare Beschäftigungsdauer, kein Einkommen bei Krankheit usw.. Arbeitsvereinbarungen, Gehalt, etc. müssen individuell ausgehandelt werden, Partizipationsmöglichkeiten sind sehr begrenzt.
Belastungen und Ressourcen im IKT-Sektor
Durch den verbreiteten Einsatz neuer Technologien in vielen Wirtschaftsbereichen strahlen arbeitsorganisatorische Rahmenbedingungen und Arbeitsanforderungen, wie sie im IKT-Sektor üblich sind, auch auf andere Branchen aus und prägen damit zunehmend das Verständnis von Arbeit - z.B. hinsichtlich Flexibilität, Eigenverantwortung, Arbeitseinsatz usw..
Die Arbeitsrahmenbedingungen und Arbeitsanforderungen, welche den IKT-Sektor prägen, weisen auf der einen Seite eine Reihe positiver Potentiale auf, die von den Beschäftigten als wichtige Ressource innerhalb ihrer Arbeit wahrgenommen werden, wie z.B.
- Möglichkeit flexibler Arbeitszeitgestaltung
- hohe Identifikation mit der Arbeitsaufgabe
- gutes Arbeitsklima
- hoher Gestaltungsspielraum
- abwechslungsreiche, kreative Tätigkeit
Gleichzeitig konnten im Rahmen des switch Projektes auch eine Reihe von Belastungssituationen für die Beschäftigten in der Branche identifiziert werden.
- neue Arbeitsformen z.B. Team bzw. Projektarbeit
- zunehmender Zeit- und Leistungsdruck
- lange Arbeitszeiten kombiniert mit Überstunden
- zunehmende Flexibilisierung
- ständige Weiterbildungsanforderungen
- (UN)Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
- Entgrenzung der Arbeit
Eine ausführlichere Darstellung finden Sie unter Belastungen und Ressourcen in kleinen und mittleren IKT-Unternehmen.