Arbeitsklima & Zusammenarbeit
Kleine und mittlere Unternehmen beschreiben ihr Arbeitsklima häufig als familiär. Freundschaftliche Beziehungen zu KollegInnen wie Vorgesetzten und gegenseitige Unterstützung sind eine wesentliche Ressource in IKT-Betrieben. Diese soziale Nähe kann aber auch konfliktbesetzt sein oder zu informellen Machtstrukturen führen, die schwer zu durchschauen sind.
Ausgangslage
Dort wo MitarbeiterInnen in Teams arbeiten, die sehr gut miteinander können und Spaß haben, werden stressige Anforderungen besser verarbeitet und als weniger belastend erlebt, als in Bereichen, wo MitarbeiterInnen überwiegend alleine arbeiten oder auf die Zusammenarbeit mit KollegInnen angewiesen sind, wo es Konflikte gibt. Besonders schwierig wird es dort, wo Spannungen mit Vorgesetzten bestehen. Das Selbstimage als familiäres Team kann einer Konfliktwahrnehmung und -bearbeitung im Weg stehen.
Überraschend war festzustellen, dass selbst in sehr kleinen IKT-Unternehmen ein Austausch zwischen den Abteilungen oder Projektteams häufig zu kurz kommt. In den switch-Projektunternehmen wurde in den Gesundheitszirkeln bereichsübergreifend gearbeitet, vielfach stellte sich das als sehr positiv heraus. Durch den intensiven Austausch ist die Wahrnehmung und das Verständnis für die Situation der KollegInnen gestiegen, was für die Zusammenarbeit sehr förderlich war.
Konfliktträchtig und erschwerend für die Zusammenarbeit ist es, wenn Zuständigkeiten, Aufgabenbereiche und Rollen nicht klar sind. Negativ auf das Sozialklima wirkt es sich auch aus, wenn verschiedenen Unternehmensbereichen stark unterschiedliche Wertigkeiten zukommen (z.B. Technik vs. Verwaltung). Mängel in der Arbeitsorganisation und Informationsweitergabe können ebenfalls Ursache für Konflikte sein.
Eine weitere Schnittstelle der Zusammenarbeit liegt zwischen fest angestellten und freien MitarbeiterInnen. Bei relativ festen Kooperationen empfiehlt es sich, auf jeden Fall auch externe MitarbeiterInnen in das BGF Projekt einzubeziehen.
Auch die Zusammenarbeit mit schwierigen KundInnen kann sehr belastend sein, z.B. im Trainings- und Schulungsbereich.Lösungen
Da man sich in kleinen Unternehmen schwer aus dem Weg gehen kann und ein entspanntes Verhältnis zwischen den MitarbeiterInnen nicht nur gesundheitsförderlich, sondern auch gut für die Arbeitsqualität und den Informationsfluss ist, empfiehlt es sich Konflikte zu klären. In vielen Branchen, vor allem im sozialen Bereich, wo viel in Teams gearbeitet wird, ist es üblich, Supervision oder Mediation zur Teamentwicklung und Spannungsklärung in Anspruch zu nehmen. In IKT-Unternehmen ist dies selten der Fall, wäre oftmals aber hilfreich und lohnend.
Aktivitäten, die das Gemeinschaftsgefühl stärken und den Austausch fördern, wirken sich meist positiv auf das Sozialklima und die Zusammenarbeit zwischen KollegInnen aus. Eine Möglichkeit dafür liegt in ansprechenden und aktiven Betriebsausflügen, eine weitere in der Schaffung und attraktiven Gestaltung von Sozialeinrichtungen (z.B. Pausenraum).
Zu einem offenen Gesprächsklima gehört es auch, konstruktive Kritik äußern zu dürfen und annehmen zu können. Dies gelingt am Besten in einem Klima des wertschätzenden Umgangs miteinander. Anerkennung, Feedback und Lob sind weitere wesentliche Komponenten eines gesunden Arbeitsklimas. Soziale Kompetenzen, die dazu notwendig sind, können erlernt und entwickelt werden.
Ein BGF-Projekt führt unabhängig von konkret umgesetzten Maßnahmen zu einem Kommunikationsprozess, der sich positiv auf Zusammenarbeit und Sozialklima auswirkt. Darüber hinaus lagen Lösungsvorschläge und Maßnahmen aus den switch-Projektunternehmen in den Bereichen:
- Schaffung einer sinnvollen Besprechungskultur
- Gestaltungsvorschläge für Betriebsausflüge
- Ausweitung der Weiterbildungsangebote zur Stärkung der sozialen Kompetenz
- Schaffung von Rückzugsmöglichkeiten (z.B. im EDV-Trainingsbereich)
- Einführen der Möglichkeit zur Supervision oder Mediation in konkreten Anlassfällen
- Einrichten eines Pausenraums
- Klären von Zuständigkeiten, Aufgaben und Rollen
- Betonung der Wichtigkeit und Wertigkeit der Beiträge aller Abteilungen für das Unternehmen durch die Geschäftsleitung
- Fortsetzung der Gesundheitszirkelarbeit in adaptierter Form
- Optimierung von Arbeitsorganisation, Information & Kommunikation
Beispiel
Anonymisierter Auszug aus einem Vorschlagskatalog zum Thema „Teamwork“ als konkretes Beispiel für ein Gesundheitszirkel-Ergebnis:
Beispiel Vorschlagskatalog zu Arbeitsklima und Zusammenarbeit